Die Destillation von Schnaps

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Brennzeiten

brennsen am 03.12.2006 02:41:17 | Region: Eifel
Hallo zusammen!
Mich würde einfach mal interessieren wie ihr dass so mit der Brennerei macht, also zeitlich gesehen. Ich meine damit, wann brennt ihr? Brennt ihr die Nacht durch oder setzt ihr euch gleich nach dem Frühstück dran? Was sind so eure Angewohnheiten.
Ich mein, wenn ich so 5l Maische abbrutzele dann braucht das bei mir so 5-6h. Wenn ich den Nachlauf nicht verwerfe sogar noch länger.
Jetzt zum Beispiel ist mal wieder so eine Situation eingetreten. Ich habe um 20:30 angefangen, bis alles aufgebaut ist, die Frau aus der Küche verscheucht ist und alles läuft, dauerts ja auch schon seine Zeit. Alles hat bestens geklappt, aber jetzt sitz ich halt immernoch hier, die T. hängt seit Stunden bei 88°C und ich würde am liebsten alles abbrechen und ins Bett gehen. Es ist nämlich gleich 3 Uhr morgens.
Aber, da mir jeder verworfene brauchbarer Tropfen zu schade ist, halte ich durch und schreib euch dieses Post.
Nein, mich würden einfach ein paar Tips oder Meinungen von euch freuen.
Ein großes Problem was ich auch noch habe sind meine 3 Kinderchen. Der große weiß schon dass er besser nicht jedem von der "Obstveredelung" erzählen sollte. Aber als ich letztlich meine Tochter (5) in den Kindergarten gebracht habe, und die Kindergärtnerin mich fragte: "Stimmt es dass Sie jetzt eine Schnapsfabrik aufmachen? Ihre Tochter sagte sowas." beschloss ich, mit hochrotem Kopf, das ganze ein bisschen geheimer zu halten.
Vielleicht habt ihr ja eine Idee wie ich es besser machen kann.
Ich freu mich schon auf eure Brennberichte und Ideen.
Gute Nacht.

RE: Brennzeiten

Alois am 04.12.2006 12:04:22 | Region: Süden
5 l dauern länger als 5 Stunden? Da stimmt aber etwas nicht.

Die konservative Theorie: 30 - 45 Minuten anheizen, 10 Minuten Vorlauf, 1 1/2 - 2 Stunden Mittellauf, 30 Minuten Nachlauf. Macht zusammen 3 - 3 1/2 Stunden. Höchstens! Allerdings etwas abhängig vom Alkoholgehalt der Maische.

Alois

RE: Brennzeiten

Brennsen am 05.12.2006 17:02:04 | Region: Eifel
Hmmm, ich hatte mir das schon fast gedacht dass es zu lange dauert. Aber was mache ich denn dann falsch? Das Endprodukt ist ja eigentlich ok. Geb ich zu wenig Gas?
Also um nochmal ein paar Eckdaten zu liefern.
-Ich hatte eine Birnenmaische mit ca. 8% Vol.
-Ich habe vorsichtig angeheizt bis auf 65° Maischetemperatur
-Den Vorlauf habe ich in Schnapsglässchen aufgefangen bis ich mich bei ca. 79,4°C Steigrohrtemp. dafür enschieden hab: Das ist jetzt der Edelbrand
-Die Vorlaufmenge betrug ca. 3 Schnapsglässchen
-Dann habe ich bei kleiner Flamme, nach dem die Maischetemp. konstant blieb (Siedetemp. erreicht), gebrannt und gebrannt.
-Bei einer Steigrohrtemp von 88°, einer Maischetemp von 96° und einer Uhrzeit von 3 habe ich den Brennvorgang abgebrochen. (Wegen letzterem Parameter)
-An Edelbrand habe ich jetzt ca. 1l erhalten mit ca. 47% Vol.

Also, was mach ich falsch? Wie kann ich den Brennvorgang beschleunigen. Bin für alle guten Tips offen.
Vielen Dank im Vorraus

RE: Brennzeiten

Alois am 05.12.2006 20:31:24 | Region: Süden
Um schneller zu brennen, mußt Du schlicht mehr heizen. Womit heizt Du denn? Ab Mittellaufbeginn darfs ruhig ein wenig mehr sein. Die Heizleistung wird immer wieder der Dampftemperatur angepaßt.

Ich gebe Dir mal ein Beispiel für einen 15l-Kessel mit 13l befüllt:

Anheizen mit 1500 W bis 50°C. Weiter mit 300 - 400 W bis Vorlauf-Ende. Ab Mittellauf 700 W, steigend bis 1000-1100W, dann Nachlaufbeginn mit Vollgas oder verwerfen. Das sind meine Werte. Jeder hat andere, aber ähnliche, wenn er so vorgeht wie ich.

Die Maischetemperatur interessiert übrigens überhaupt nicht, sie sagt nichts über den Dampfoutput.

Und was heißt, Du hast 1 l Edelbrand mit 47% - auf Trinkstärke verdünnt ist das ein bisschen viel, oder hast Du etwa den Nachlauf mitgenommen?

Alois

RE: Brennzeiten

Brennsen am 06.12.2006 10:00:09 | Region: Eifel
Hallo Alois,
nein, komischerweise ist es das reine Destillat. Meinst Du ich habe Nachlauf drin? Ich hatte schonmal eine ähnliche Menge gebrannt, ca. gleicher Alkgehalt in der Maische, und hatte viel mehr Prozent. Ca. 67% Vol.
Ist es denn möglich Nachlauf im Destillat zu haben wenn die Steigrohrtemp. noch deutlich unter 91° war?

RE: Brennzeiten

Alois am 06.12.2006 12:06:15 | Region: Süden
Wenn man zu schnell brennt, ist die Nachlaufabtrennung "weich" und es geht eben etliches an Nachlauf mit in den Mittellauf. Aber Du brennst ja eh zu langsam, da sollte das eigentlich nicht passieren.

Der Mittellauf hat IMMER deutlich über 50%. Das ist bei normalen Potstills die Nachlaufbeginngrenze (theoretisch bei ca. 91 °C). Deswegen mißt man ja auch ständig den aktuellen Alkoholgehalt in der Vorlage, was für mich sehr viel besser ist als die Temperaturmessung. Die Alkoholmessung ist eindeutig, während bei der Temperaturmessung allerlei Unwägbarkeiten und Fehlermöglichkeiten bestehen. Warum das bei Dir offenbar nicht funktioniert, kann ich nicht sagen.

Alois

RE: Brennzeiten

Brennsen am 06.12.2006 13:31:09 | Region: Eifel
Hmm, bei wieviel % trennst Du denn den Nachlauf ab?
Ich habe leider keine Vorlage. Aber ich denke ich werde mir dann wohl doch mal eine bauen müssen. Gibt es für die Vorlage spezielle kleine Spindeln?
Ich werde auch nochmal den Alkgehalt in der Maische messen.
Übrigens um noch auf die Frage zu antworten womit ich brenne: Mit einem Gasherd. Leistung hätte ich also genug.
Vielleich kannst du ja an meiner Destille noch irgendwelche Fehler sehen. Anlage113.
Gruß

RE: Brennzeiten

Methanolix am 06.12.2006 16:40:57 | Region: BRD-Süd
Hallo Brennsen
Sieh mal nach bei Diskussion auf Seite 2, Thema Vorlage vom 20.11.2006. Sehr interessant!
Gruß
Methanolix

RE: Brennzeiten

Weißnix am 07.12.2006 15:34:27 | Region: ...
@Brennsen:

Ja es gibt spezielle, kleine Spindeln die nur wenig Verdrängung haben bzw. nur wenig Flüssigkeit brauchen. Die sind nicht teurer als die Großen nur seltener. Kannst du sogar per Internet bei einem Versandhandel bestellen. Goggel mal etwas, es lohnt sich.

Gruß Weißnix

RE: Brennzeiten

recycler am 07.12.2006 16:43:17 | Region: Süden
Hi,

ja das mit dem Kindergarten kenne ich (meine Große hat bei der Frage was sagt Papa immer zu Dir: 'Komm, gehen wir Schnaps machen' geantwortet - war ein Spiel zum Elternabend)...

Das Zeitproblem hab ich auch, wobei bei mir 4 l ohne Nachlauf (den hau ich immer gleich weg) auch 2-3 Stunden brauchen. Für 1 Fläschchen Schnaps bischen viel Zeit. Versuche das mit anderen Arbeiten im Haus zu kombinieren. Ich werd jetzt mal demnächst meine Einkochautomatendestille in Betrieb nehmen: Mehr Füllmenge, also Aufheizphase nur 1 x und hoffentlich mehr Durchsatz (werd den gleichen Kühler nehmen wie bisher, aber den Wasserdurchlauf erhöhen).

Ciao

recycler

RE: Brennzeiten

Alois am 07.12.2006 19:57:22 | Region: Süden
Hm, jetzt hab ich mir ne Weile 113.jpg angesehen. Ich zähle 14 Fittings und Bögen und schätze Du hast 2m Rohr verbraucht. "Plumber's delight" nennen die Amis sowas. Und außerdem scheinst Du was von Elektronik zu verstehen, die Pt100-Thermometer oder was das ist sehen danach aus. Und der Laptop ist wohl zum Wachhalten während der nächtlichen Brennerei?

Spass beiseite, im Prinzip ist das Ding ok. Ich würde aber das Steigrohr deutlich kürzen, den Schenkel des Geistrohres auf 20 cm reduzieren und den Kühler in der Länge halbieren. Das Kesselthermometer ist nutzlos, elektronischen Thermometern glaube ich nur wenn sie teuer sind UND geeicht, deshalb schlage ich ein 10-Euro Glasthermometer vor. Und eine Vorlage, unbedingt (-> Methanolix). Sollte kein Problem sein, Du kannst ja offenbar löten.

Wie ist das Rohrgebilde eigentlich verbunden - fest oder zerlegbar? Meine Devise: soweit zerlegbar, dass man überall hinein- bzw. durchsehen und putzen kann.

Und was ist da oben rechts unter dem Thermometer für ein Appendix?

Sorry, wenn meine Kritik hart klingt. Meine frühen Gehversuche sind zwar schon eine Zeit her, aber da gabs noch nicht so schöne Cu-Verbindungen und man behalf sich mit abenteuerlichen Konstruktionen. Dagegen ist Deine Destille ein Schmuckstück!

Und natürlich ist alles eine Frage des Ehrgeizes oder des Spasses.

Alois

RE: Brennzeiten

Brennsen am 13.12.2006 14:27:44 | Region: Aachen
Danke für dein Lob und vor allem für deine Kritik. Ich will hier ja auch was lernen. Loben lass ich mich auch an anderer Stelle;-)
Also, um nochmal auf deine Fragen zurück zu kommen. Das Laptop dient natürlich auch zum Zeitvertreib wärend des Brennens, aber in erster Linie ist es das Anzeigegerät für die Thermoelemente. Es sind zwar keine PT100 sondern Ni/CrNi Elemente aber dahinter ist eine hochgenaue Linearisierung geschaltet und die Dinger sind natürlich Kalibriert (0.3°C Abweichung) Ich denke das sollte reichen.
Die Maischetemp. habe ich eigentlich nur um sehen zu können wie schnell ich hochheize, also eigentlich nur für den Lerneffekt. Wenn man die ersten Male brennt weiß man ja nicht so genau wie sich alles verhält. Und wenn man dann zu stark anheizt schießt mit einem Schlag die Steigrohrtemp. hoch und alles ist im Eimer, oder halt nicht.
Ein erfahrener Brenner brauch das natürlich nicht mehr, aber es ist eine nette Spielerei. Auf dem Laptop sieht man dann in einem Diagramm die beiden Temperaturen und kann schön die Zusammenhänge beobachten.
Das Rohrgebilde ist so gebaut das man mit einer Wasserpfeifenbürste an alle Stellen rankommt.
Der "Appendix" dient zur Aufnahme eines Thermometers aus dem Heizungsbaubedarf. Der ist allerdings fürn Ar... reine Deko. Liegt idR. 7° daneben.
Ach ja, die Verbindungen sind im übrigen nicht gelötet sondern gepresst. Heutzutage arbeiten damit die meisten Klempner. Die O-Ringe sind Lebensmittelecht und Temperaturbeständig. So kann das eigentlich jeder machen ohne große Lötkenntnisse zu besitzen. Man hat auch direkt saubere Verbindungen ohne Flussmittel oder Bleizinne. Die Pressen dafür kann man sich für 20€ ausleihen.
Deine Vorschläge im Bezug auf die Längen werde ich mal einfließen lassen. Was passiert eigentlich wenn der Kühler zu lang ist.
Viele Grüße

RE: Brennzeiten

Alois am 14.12.2006 09:48:22 | Region: Süden
Die Möglichkeit, den Temperaturverlauf im Diagramm verfolgen zu können, hat schon was, das hilft zweifellos beim Lernen und beim Kennenlernen seiner Destille. o,3 °c genau ist auch besser als die einfachen Glasthermometer. Und die mechanischen Thermometer aus dem Baumarkt habe ich auch leidvoll kennengelernt und schließlich verbannt.

Mit Pressverbindungen habe ich keine Erfahrung. Ich weiß aber, dass O-Ringe mit den Prädikaten "temperaturbeständig bis ...°C" und "lebensmittelecht" nicht unbedingt alkohol- und alkoholdampfbeständig sind. Was für Material ist denn das? Das Thema hatten wir hier schon etliche Mal, geh mal suchen.

Sehr gelungen finde ich übrigens die Befestigung des Deckels auf Deinem Kessel. Sind das 5 oder 6 Weckglas-Klammern? (3 hätten auch genügt.)

Die Reinigung mittels Wasserpfeifenbürste mag ja funktionieren, aber reinsehen kann man nicht. Und wie trocknest Du das Ding? Meine Teile passen alle in den Ofen und trocknen dort bei 100 C eine halbe Stunde.

Wenn der Kühler zu lang (und zu dünn)ist, kann es zu Flüssigkeitsstau kommen mit dem berüchtigten Schnauf- und Husteffekt gegen Ende des Mittellaufs und im Nachlauf.

Alois

RE: Brennzeiten

Brennsen am 15.12.2006 10:32:52 | Region: aachen
Hallo Alois,
die Pressverbindungen die ich benutze, haben auch eine Zulassung für Mineralöle (Heizöl etc.) von daher geh ich mal davon aus das sie meinem Alkohol standhalten. Desweiteren kommt das Medium erst bei hohem Druck mit den O_Ringen in Berührung. Eigentlich hätte man sie auch rausnehmen können. Alleine durchs pressen wird alles schon so dicht, dass bei dem geringen Druck nichts in die Nut wo die O-Ringe drin liegen oder noch weiter nach aussen kommt.
Genau so beim Deckel. Der Deckel schließt mit dem Topf alleine durch sein Eigengewicht und dem der Kupferrohre dicht ab. Das ist ausreichend dicht und zugleich mein Sicherheitsventil. Ich weiß nicht wo Du da Klammern gesehen hast. Der Helm besteht aus einer Ikea VA-Schüssel dem VA-Deckel des Topfes (natürlich mit Ausschnitt) und einem Drehteil für die Aufnahme des Steigrohrs.
Tja, mit der Reinigung hast Du schon recht. Das ist ein bisschen kompliziert, aber wenn ich nochmal eine Destille bau werde ich all die guten Ratschläge und Erfahrungen mit einfließen lassen. Carl Benz hat ja auch nicht direkt den S600 gebaut;-)

Gruß aus Aachen

RE: Brennzeiten

Alois am 16.12.2006 13:43:06 | Region: Süden
Entschuldige, Brennsen, ich habe Bild 113 und 114 verwechselt! Bin halt auch nicht mehr der Jüngste. da mehren sich die Leichtsinnsfehler. Und überhaupt wird man anscheinend arroganter, weiß alles besser und wird ungeduldiger. Oder liegts am Sternzeichen? Oder gar am Ethylcarbamat?

Alois

RE: Brennzeiten

brennerle am 28.12.2006 13:47:39 | Region: D
Hmm ne schöne Destille haste da, ich bin auch dabei mir ne µC gesteuerte Anlage zu bauen, ich hab mir PT100er kommen lassen, jetzt frag ich mich was du zur linearisierung genutzt hast? eigententwicklung oder was fertiges oder Bausatz? Die PT100 sind schließlich auch nich ganz linear, die muss ich auch noch linearisieren, wobei sie sind linearer als der Typ-K.

RE: Brennzeiten

Hessenkopp am 05.01.2007 02:58:43 | Region: Hessen
Hallo zusammen!

Wozu brauch man den einen PC? Zum steuern doch nicht, oder? Das dürfte doch mit einem Universalthermometer, das man digital auf 0,1 °C genau einstellen kann funktionieren.
Denn daran habe ic auch schon gedacht. Mit etwas Erfahrung sollte es auch auf jeden Fall schneller und sensibeler reagieren als ich, wenn ich neben der Heizplatte stehe und sie ab und zu von Hand hoch oder runter regele?

RE: Brennzeiten

Brennsen am 05.01.2007 10:23:46 | Region: Aachen
Hallo Brennerle,
zum PT100 kann ich nur sagen dass es da verschiedene Formeln für die verschiedenen Messbereiche gibt. Wenn du dein PT100 also z.B. über eine Konstantspannungsquelle an den PC (über ensprechende elektronik zum Spannungmessen) anschließt kannst die Mathematik der Linearisierung in die Software verlagern. So waren auch meine ersten Gehversuche. Da ich aber auch noch Thermoelemente Typ K nebst 5B-Messumformern mit Linearisierung im Regal liegen hatte, habe ich das vorgezogen. Die Thermoelemente sind auch billiger (ca.5€)
Als Anbindung an den PC habe ich von Conrad-E. eine Mess und Steuerkarte mit USB-Anschluss gekauft. Die hat 2 Analog in und 2 Analog Out (oder PWM) und nen Haufen Digital I/O. Das ganze kostet nur 20€ und hat Delphi, Visual Basic... Bibliotheken. Und mann könnte damit also auch noch steuern. Wobei ich das lieber selbst mache. Ich will ja nicht den Schleppi für mich brennen lassen ;-)
Gruß