Die Destillation von Schnaps

Möchten Sie mit anderen Ihre Erfahrungen zur Destillation von Schnaps austauschen? In diesem Forum dreht sich alles um das Schnapsbrennen als Hobby. Bitte beachten Sie unsere Forenregeln (siehe Hilfreiche Tipps zur Benützung).

Schnaps aus Apfelsaft

Antaris am 15.11.2004 12:38:30 | Region: Sternenhimmel
Hallo zusammen,

was spricht eigentlich gegen eine Vergärung von reinem Apfelsaft mit anschließendem Brennen? So spart man sich die Arbeit des Einmaischens, hat keine Probleme mit dem Anbrennen und kommt kostengünstig weg.
Lässt so etwas einen guten Schnaps erwarten?
Gruß
Antaris

RE: Schnaps aus Apfelsaft

Apfeltrinkende Mondscheiner am 15.11.2004 13:14:11 | Region: Nord und Nebel
Absolut nichts!!!!
Der klassische Calvados wird so hergestellt, also beim Brennen eine Cider-typus. Der Apfelsaft is wohl nicht krystallklar, aber gar nicht eine Apfelbrei.
Aber das Wähl des Apfeln ist wichtig. Gemeine Apfelsaft aus Aldi (Entschuldigung..........)ist wahrscheinlich zu "schlapp"---nicht genug Säure.
Ich habe diese Prozess seit Jahren benutzt und sind fast zufrieden--doch nicht ganz. Glaube das es am Äpfelsorten ankommt.
Äpfeln durch Fleischwolf, mit Pektinase inkubieren, im Baby-Wickeln (neue)abtropfen und dann nachpressen. Rund 7 Liter Saft / 10 kg Äpfeln. Und keine Anbrennen
Der önologische Fachlitteratur zeigt das Fuselalkohole in höhere Mass in trubhaltige Fermentation entsteht. Ich vermute deshalb das Most/Saft eine "reinere" Produkt liefert--aber Fusel-ähnliche Stoffen sind (mit Moderation!)auch
Aromastoffen.Ach..............
Übrigens muss es gesagt werden das Eiche nächst Apfelbaume für das Calvados-Geschmack sehr wichtig sein.

RE: Schnaps aus Apfelsaft

Klemptner am 15.11.2004 14:53:54 | Region: Hinterland
@Apfel-Scheiner

Anzunehmen bei "Al-di-sen" Läden wäre Apfelsaft in der Flasche glaube ich, (bin aber nicht der einzige) nicht. Gut gereinigtes Grundwasser mit ein "bisschen;)" Apfelsaft-Konzentrat und die Lemminge kaufen wie blöd.

In Hessen (*) haben wir eine uralte Apfelsorte, nennt sich Speierling, davon einen Apfelbrand aus Saft/Most od. Maische -> einfach köstlich!!

Um den Calvados wird doch viel zu viel Gezeter gemacht.Als Beispiel:
Ein guter Winzersekt nach dem "Champagner-Verfahren" hergestellt ist mir lieber als irgendeine Brühe, wo zwar Champagner draufsteht aber in keinster Weise den Preis gerechtfertigt.

Mit dem Nebeneinander von Eiche und Apfelbäumen im Departement Calvados spiegelt sich doch nur eine gewisse Bauern-Schläue wieder. Angelockt durch die Eicheln fungieren die Wildschweine nebenbei als Umweltfreundliche Eggen.Bestimmte Pilzarten dürften hier eine Rolle spielen.

(*) Sorry, wenn ich einige Nachbarn vergessen habe.

@Lohrjaeger:
Gibts im Spessart noch Speierling?

Für alle, die sich für Calvados interessieren, hier noch was zu Lesen:

Region Calvados
Calvados ist ein Branntwein, der aus Äpfeln und ab und zu einem geringen Teil Birnen in Frankreich, dort in dem Departement Calvados destilliert wird. Das Department Calvados erhielt, laut einer alten Überlieferung, seinen Namen durch ein Schiff der spanischen Armada namens "El Calvador", das an der Küste der Normandie gestrandet sein soll. So bekam auch das Destillat Calvados seinen Namen.

In diesem Teil Frankreichs, in dem kam Weinbau betrieben wird, nimmt der Apfel und damit der Zider (Cidre) diesen Platz ein. Der Calvados ist der gebrannte Zider. Die erste Erwähnung einer Zider-Brennerei auf der Halbinsel Contentin wird im Jahre 1533 im Tagebuch des normannischen Edelmannes Gilles de Gouberville gemacht. Woher das Brennen des Ziders stammt ist aber ungewiß.

Die Basis für den Calvados ist der Apfelmost "Cidre".

Einem begrenzten Gebiet und einem bestimmten Cidre-Destillierverfahren wurde im Jahre 1946 eine AC (Appellation Controlee) zuerkannt. Der Calvados du Pays d`Auge muß aus in herkömmlicher Weise gestampften und mindestens einen Monat lang vergorenen Äpfeln gebrannt werden. Nach dieser Zeit hat der Cidre nur 4% Vol, deshalb muß er, genau wie der Cognac, zweimal destilliert werden. Nach dem zweimaligen Brennen in den typischen Brennblasen aus Kupfer, muß er, ebenfalls wie der Cognac, etwa 72% Vol Alkohol enthalten. Nach mindestens einem Jahr Lagerung in Eichenfässern wird er dann mit etwa 40 bis 50% Vol. abgefüllt.

Durch die Lagerung wird der anfangs fruchtige und feurige junge Calvados nach und nach voller und weicher. Seine Farbe verdunkelt sich und er nimmt geschmacklich einen "Weinbrand"-Charakter mit Apfelaroma an. Leicht mit Karamel gefärbt, aber meistens nicht gesüßt, wird er nach der Lagerung abgefüllt. So bleibt der Calvados ein sehr trockener Branntwein.

Ein Calvados, der als jüngstes Destillat mindestens vier Jahre gelagerten Calvados enthält, darf mit dem Zusatz "V.S.O.P.", bezeichnet werden. Die Bezeichnung "X.O.", wenn der Jüngste fünf Jahre gereift ist und "Hors d'Age" sechs Jahre. Gelagert wird aber auch hier durchaus mehrere Jahrzehnte.

Phantasievoll Bezeichnungen, trotz strenger Vorschriften, wie auch beim Cognac, sollten Sie aber eher als Qualitätshinweis ansehen und nicht als Alterangabe.

Calvados wird als Digestif, aus tulpen- oder ballonförmiges Degustationsgläserns, getrunken. Er wird langsam eingegossen, wie ein Cognac auf der wärmenden Hand geschwenkt, damit sich langsam das Aroma entfalten kann.

Als "Trou Normand" trinken die Menschen in der Normandie den Calvados. 1 oder 2 cl Calvados in der Mitte eines guten Essens schafft Platz («trou Normand»), um danach die folgenden Gängen mit neuem Appetit zu genießen.

Als Aperitif wir der Calvados häufig auf Eis "On the rocks" oder als Longdrink, häufig mit Tonicwasser getrunken (3/10 Calvados und 7/10 Tonic).

Auch zum Käse, in der Normandie das Livarot genannt trinkt man häufig einen Calvados.

Laut Zino Davidoff ist der Genuß von Calvados zu einer Havannazigarre: "formidabel".

Bei den Bauern und in den Gasthäusern in der Normandie ist es üblich, den Calvados in die geleerte und mit einem kleinen Rest gefüllte Espressotasse zu gießen. Der Effekt ist, das sich der Calvados an den Wänden der Tasse erwärmt und das Aroma der Kaffeeeneige aufnimmt.

Zum Kochen wird der Calvados auch verwendet. Er verfeinert viele Gerichte. Probieren Sie doch mal eine mit Äpfeln und Zwiebeln gefüllte Ente oder Gans, die Sie mit Calvados ablöschen.

gruß, klemptner

Nachfrage an: "Baby-Wickeln-Scheiner"

Klemptner am 15.11.2004 15:24:39 | Region: Hinterland
Ich dachte die Dinger wären (Pisse) Saftdicht??

pampersgrübelnter, klemptner

RE: Nachfrage an:

grutzer am 15.11.2004 15:32:44 | Region: gruntzerwalde
aber nicht die baumwoll wickeln, da macht man zur saftdichtigkeit (*g) noch so ein Plastic höschen drumm

RE: Schnaps aus Apfelsaft

Alois am 15.11.2004 16:48:08 | Region: Süden
@Klemptner: Danke für die Geschichte zum Calvados.

Wie bei vielen landestypischen alkoholischen Getränken schmeckt (mir) der Calvados am besten dort, wo er entsteht. Vermutlich deshalb, weil auch die dazu gehörigen Speisen und Getränke eine Rolle spielen.

"Mein" Calvados wird jedes Jahr aus 6 verschiedenen Apfelsorten gemacht, die gepresst und zu Apfelwein/Most vergoren werden. Ich habe festgestellt, daß die Beimischung von früh (=sauer) geernteten Gloster und Boskoop den Geschmack deutlich in Richtung des echten Calvados verbessert. Statt Eichenfaß nehme ich Eichenspäne. Lagerzeit ca. 1 Jahr, dann wird verdünnt und ein ganz klein wenig Zucker zugefügt.

Alois

RE: Schnaps aus Apfelsaft

lohrjaeger am 15.11.2004 20:15:20 | Region: spessart
@klemptner
Speierling gibt gibt´s schon noch. Mir sind jedoch nur 2 Solitärbäume in meiner näheren Umgebung am östlichen Rande des Spessarts bekannt, die wirklich abgeerntet werden und die Ernte dem Apfelmost zugegeben wird.