Die Destillation von Schnaps

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Gelbstich

Sepp am 20.09.2014 23:13:36 | Region: muc
Habe gerade einen Probelauf hinter mir. Leider hat das Destillat einen unerwünschten Gelbstich.

Habe 9,5 Liter Bier gebrannt. 5 Tropfen Antischaum. Im ersten Lauf ca. 0,8 Liter, 40 %Vol bis 95 °C, ca. 4 Stunden Brennzeit.

Die Anlage ist ein alter, emaillierter 30 liter Wecktopf, befeuert mit Gas. Der Deckel wurde mit Mehlteig abgedichtet. Steigrohr und Geistrohr sind Edelstahlfittings mit Teflonband abgedichtet. Der Liebigkühler aus Kupferrohr ist direkt an ein Schneidfitting aus Edelstahl angebracht - die metallische Dichtung erfolgt über einen metallischen Schneidring (Werkstoff unbekannt). Thermometer am höchsten Punkt mit einem kleinen Korkstopfen - umwickelt mit Teflonband um Geschmacksbeeinträchtigungen zu vermeiden. Liebig wurde vor zwei Tagen mit Kupfer-Messing-Reinigungsmittel gesäubert und sauber gespült. Im Gegenlicht war er innen blank.

Im Vorfeld erfolgte einen Dampfdestillation zur Dichtigkeitsprüfung, bei dem das Steigrohr an einem 5 Liter Schnellkochtopf angebracht wurde. Habe früher auch schon den Kühler in Kombi mit Messingfittings am Schnellkochtopf verwendet. Immer mit zufriedenstellenden Ergebnissen obwohl ich den Kühler vorher nie gereinigt habe. Allerdings wollte ich garantiert alles was zu unerwünschten Produkten im Brand führt raus haben.

Habe aktuelle nur noch Edelstahl, Kupfer, Teflon und Mehlteig im Dampfweg. Am Boden des Topfes sind zwei kleinen Abplatzungen, die mit 0,5 cm² etwas Rost zeigen. Sollten aber nicht ins Destillat übergehen da sie bedeckt sind, oder? Evlt. der Mehlteig? Oder können trotz des großen Kopfraumvolumens (10 Liter Brenngut bei 30 Liter Topf ca. 30 cm Abstand bis zum Steigrohr) irgendwelche Spritzer ins Geistrohr gelangen. Zu wenig Antischaum?
Werde zur Fehlereingrenzung mal einen Brand mit Schnellkochtopf machen, um zu sehen ob die Verfärbung ab Geistrohr oder davor entstehen. Aber kann jemand bei der Ursachensuche behilflich sein?
Wäre saucool.

RE: Gelbstich

Hydroxyethan am 21.09.2014 16:29:08 | Region: Europa
Lieber Sepp!

Gelb sollte da nix sein... hätte da spontan den Korken (trotz Umwicklung) im Verdacht. Hast Du auch einen Reinigungsbrand mit Essig und Alk gemacht? Notwendig! Wasser alleine reicht nicht! Ich tu mir mit der Putzerei ja nicht so viel an, da die Reaktionen der Putzmittel schlecht einzuschätzen sind, viele schaffen Potentialdifferenzen zwischen den unterschiedlichen Materialien, das kann zu kuriosen Effekten führen. Damit wir uns richtig verstehen: Sauber sollte sie schon sein, Grünspan oder viel Kupfersulfat willst Du NICHT! Wie ist der Geschmack/der Geruch des Produktes? Vorlage verwendet? Sammelbehälter? Die abgeplatzten Emaille-Stellen sind nicht das Problem, werden Dir aber mit der Zeit weiter korrodieren. Zur Weinherstellung ist der Topf nicht mehr geeignet, der wird Dir schwarz. Beim Brennen egal.

MFG Hydroxyethan

RE: Gelbstich

der wo am 21.09.2014 20:03:38 | Region: da wer
Bier schäumt natürlich leicht über, aber bei 9.5l im 30l-Topf mit Antischaum? Und 4h ist ja auch nicht zu schnell.
Hast du mal nach der Reinigung mit diesem Kupfer-Messing-Reiniger zB feuchte Küchenrolle mit einem Stock durch den Liebig gedrückt? Kommt sie sauber raus?

RE: Gelbstich

sepp am 15.10.2014 22:06:53 | Region: muc
Hi Hydroxyethan und der wo,
sorry für die späte Antwort. Nachdem ich innerhalb des ersten Tages noch keine Antwort hatte und dann den Fehler bis dahin gefunden habe, war ich nicht mehr im Forum.
Die Anlage ist wie gesagt aus VA-Fittings bis zum Kupfer-Liebig. Allerdings ist der Schneidring am Fitting scheinbar nicht VA und hat ein anderes Potential. Beim Zerlegen habe ich da jedenfalls Korrosionsrückstände gefunden.
Nachdem ich eine "Dampfsperre" aus Teflonband zwischen den Schneidring und dem VA-Fitting eingezogen habe ist alles prima.

Das Thema Reinigung finde ich allerdings sehr interessant.
Hydroyethan: Geschmack des Destilats war i.O. Aber halt gelb. Nachdem es der Raubrand war, hab ich es ein zweites Mal durch die Anlage gelassen und der Gelbstich ist jetzt weg.
der wo: Stock mit Lappen ziehe ich immer nach der Reinigung durch, bis alles clean ist. Wann ist allerdings eine erneute Reinigung angebracht?

Normal würde ich sagen, nach dem Brennen säubern mit Kupferputzmittel. Ist dann vor dem nächsten Brennvorgang eine neue Reinigung erforderlich? Oder wäre es sinnvoller nach dem Brennen einfach grob auszuspülen und etwaige Oxidationsrückstände dann vor dem nächsten Brennvorgang zu entfernen?
Aus dem Bauch würde ich sagen, so lange die Anlage regelmäßig in kurzen Abständen betrieben wird und der Kühler innen glatt und blank ist, würde ich mir eine Reinigung sparen.

Zwar macht Versuch klug, doch ein Risiko eingehen wäre ja auch schade um die schöne Maische.

bG
Sepp

RE: Gelbstich

der wo am 16.10.2014 19:55:03 | Region: da wer
Ich reinige Kupfer nie blank. Es wird blank, wenn du mit Säuren drangehst. Ich bin mir sicher, dein Putzmittel basiert auf Säuren. Wenn du mit Säuren reinigst und nicht alles davon danach weggespülst, bilden sich ev. wasserlösliche Kupferverbindungen (zum Beispiel mit Essigsäure entsteht Grünspan), die dann in den Brand kommen.
Daher reinige ich basisch (geruchsneutrales Spüli, Seife oder Soda), einfach (heißes?) Wasser reicht wohl auch, ich bilde mir aber ein, mit Spüli etwas Geruch wegzubekommen. Die Kupferpatina (CuO und Cu2O) bleibt dabei intakt, die Destille dunkelt mit der Zeit. Eine Destille mit Patina riecht übrigens nach dem Brennen besser als eine blank polierte.
Einen Lappen durchzuziehen ist glaub ich trotzdem sinnvoll, um nicht genug am Untergrund verfestigte Patina abzureiben, ideal ist denke ich eine glatte Patinaschicht. Wenn ich Klopapier nach dem Brennen durch meinen Liebig drücke, kommt es die ersten einbisdreimale schwarzbraunrotorangegelb und danach sauber heraus.
Vor dem Brennen reinige ich nicht. Außer wenn ich die ersten Tropfen verwenden möchte (zB beim Geisten), spül ich die absteigenden Rohre (Geistrohr, Liebig) wegen Staub kurz durch.
Wie du Edelstahl reinigst, ist glaub ich ziemlich egal.