Die Destillation von Schnaps

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Bodensatz nach Lagerung von unverdünntem Destillat

Ibo am 14.02.2019 07:07:28 | Region: Oberhessen
Nach 6 wöchiger Lagerung bei ca 10°C bildet sich bei dem unverdünntem Destillat ein Hauch eines Bodensatzes. Die verschiedenen Destillate aus Schlehe sowie eine Mischung aus Maischeresten aus Afpel, Quitte und Zwetschgen war nach dem Brennen absolut klar. Anlage ähnlich Anlage 347 mit Spannungsregler, Feintermometer 0,2 °C am Abzweig, Liebigkühler, Destillat von 84°C- 90,8°C gebrannt, Destilattemperatur hinter Kühler 9°C, Maischen zuvor abgepresst

und abgesetzt, kein Anbrennen, ALLE Geräte werden zuvor sorgfälltig gereinigt und gründlichst nachgespühlt.

Einzige Änderung: "Gegen das Huffing habe ich etwas, natürlich gereinigter, Edelstahlschrubber in den Liebiggühler gepackt."

Nach 2 Jahren und etwa 14 Durchgängen ohne dieses Problem, bin ich über das nun plötzlich aufgetretene Phänomän irritiert???

Was passiert da in dem Destillat?



RE: Bodensatz nach Lagerung von unverdünntem Destillat

Ibo am 04.03.2019 12:30:57 | Region: Oberhessen

Metalltrübung (Eisentrübung)

Da niemand geantwortet hat, habe ich mich auf der Suche in der Literatur (Obstbrennerei heute; Von der Frucht zum Destillat; Technologie der Obstbrennerei) gemacht und siehe da, es handelt sich um eine Metalltrübung, genauer Eisentrübung.

Diese ist in den Bränden in welchen ich den Edelstahlschrubber in den Liebigkühler aus Kupfer eingesetzt habe aufgetreten. Durch elektrische Korrosion (Edelstahl/Kupfer/Erdung Wasseranschluss) sind die Eisenionen aus dem Edelstahl freigesetzt
worden und in den Brand gelangt. Der lief klar und geschmacklich sehr gut. Erst bei der Lagerung haben diese oxidiert und sind optisch als weis-gelbe Trübung und Belag hervorgetreten. Eine Probe habe ich mit einem Eichenspahn versehen.
Durch die schwarze Ausflockung, Komplexbildner von Eisenhydroxid und den Gerbsäuren der Eiche) ist erkennbar, dass es sich um Eisen handelt. Der Edelstahlschrupper war nach dem Brennen auch etwas dunkler als im Neuzustand, halt oxidiert.

Die Brände werde ich zunächst durch Sauerstoffbehandlung, gelegentliches Aufschütteln und späterer Kaltfiltrierung behandeln. Wenn es nicht funktioniert werde ich Umbrennen.

Und bei dem nächsten Brennen werde ich hochreine Kupferwolle zur Verhinderung des "Pumpens“ verwenden.

Vielleicht konnte ich jemand Andrem weiterhelfen.

LG

Ibo



RE: Bodensatz nach Lagerung von unverdünntem Destillat

Krähenmann am 15.03.2019 17:36:13 | Region: Us dem Dorf um de Dom rüm

Diese "Eisentrübung" sollte doch Recht bekannt sein? Das müsste doch die Mehrheit der Reflux /Kolonnen Brenner kennen? Da ich mich gerade mit dem Bau einer solchen beschäftige fände ich sehr interessant ob und wenn wie sich das verhindern lässt? Passt auch vielleicht zu einem weiteren Thread zum Mischen von Kupfer und Edelstahl Material!?

RE: Bodensatz nach Lagerung von unverdünntem Destillat

Frank Reich am 15.03.2019 20:09:05 | Region: Frankreich

Man sollte niemals zwei verschiedene Metalle elektrisch verbunden (also miteinander im Kontakt) verbauen. Damit entsteht ein galvanisches Element, es finden elektrochemische Reaktionen statt. Das unedlere Metall löst sich auf. Edelstahl ist an sich nicht schlecht, aber nicht zusammen mit Kupfer - da zieht es den Kürzeren. Das gilt beim Destillenbau ebenso für Schraub-, Niet- uns Lötverbindungen.
Die Legierungsbestandteile des Edelstahls - die sich ebenso auflösen - sind je nach Stahlsorte z.B. Chrom, Nickel, Molybdän etc. Alles keine Nahrungsmittel.

RE: Bodensatz nach Lagerung von unverdünntem Destillat

Krähenmann am 16.03.2019 17:15:18 | Region: Us dem Dorf um de Dom rüm

Ja sowas habe ich schon Mal gehört, der Installateur spricht glaube ich von "galvanischen strömen"! Hätte das im Dampf Auswirkungen, wenn die Verbindung durch z.B. Triclamp Dichtungen unterbrochen sind? Materialmix ist ja häufig der Fall z.B Anlagen 297, 304 oder auch 317 (etwas Ähnliches habe ich als CM vor) viele mischen unterschiedliche Metalle. Meist vermutlich um Fertigteile oder leichter verarbeitbare Materialien nutzen zu können. Kondensatorspulen z.B. lassen sich deutlich leichter aus Kupfer biegen als aus Edelstahl. Somit sollten doch theoretisch die meisten Anlagen "Eisentrübungen" fabrizieren? Tun sie es und es fällt Niemand auf oder ist das Problem keines? Oder einfach easy durch Feinfilter zu filtern? Hat es wirklich ein erkennbaren Nachteil wenn ich ein Edelstahlschauglas oder ein Edelstahlfertigbogen zwischen Kupferrohren einsetze?

Dann noch eine Frage: Wir reden hier gerade über einen optischen Fehler..... Wenn das zu sehen ist, ist das sicherlich auch gustatorisch abgebildet!?? Sollte das der Fall sein wäre es für mich Konstruktionsentscheidend zu bewerten!!

RE: Bodensatz nach Lagerung von unverdünntem Destillat

Ibo am 18.03.2019 06:20:45 | Region: Oberhessen

Hallo nochmal,

Edelstahl ist nicht Edelstahl, da gibt es erhebliche Unterschiede in zahlreichen Legierungen, je nach Anwendung weshalb die richtige Qualität der Edelstahlbauteile bei Profianlagen keine Probleme bereitet. Bei einem Edelstahlschrubber zu Reinigen von Töpfen ist es wohl nicht die "edelste Qualität".

Er rostet halt eben nur nicht...

LG Ibo

RE: Bodensatz nach Lagerung von unverdünntem Destillat

Krähenmann am 18.03.2019 08:43:32 | Region: Us dem Dorf um de Dom rüm

Das heißt ja quasi, dass wenn man aufs Packungsmaterial achtet sollte es gehen? Also ins Kupferrohr Kupfer bzw. Glas/Keramik packt, ins Edelstahlrohr also Edelstahl bzw. Glas/Keramik sollte das gröbste vermieden sein? Es sollte also nicht so schlimm sein, wenn zwischen Kupferkolonne und kupferrefluxkühler ein Edelstahlschauglas (el. unterbrochen durch pfte Dichtungen) verbaut ist!? Grüße aus Köln