Die Destillation von Schnaps

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RE: Abfindungsbrennrecht
Von: Refraktionator am 08.07.2016 15:36:56 | Region: Lampukistan
Hi Mr. Loes,

um es kurz zu machen: entweder du wagst den Schritt in das legale professionelle Brenngewerbe oder du betreibst dein Hobby im ganz kleinen Stil ohne Brennrecht und vor allem ohne viel Aufsehen. ANMERKUNG: Dies ist keine Aufforderung zum illegalen Brennen!

Hier die Langversion:

Abfindungsbrennrechte gibt es nur in einigen Bundesländern im Süden (BW, RLP und BAY). Sie sind immer an den Stoffbesitz gekoppelt. Du brauchst also eine Obstwiese o.ä. an der ein Brennrecht hängt. Die Brennrechte waren eine Agrarsubvention an Landwirte, die ihren unverkäuflichen Mist (Fallobst), einfach zu Geld machen wollten und der Staat kam so an "indutriellen" Alkohol ran (z.B. für medizinische Zwecke). Da geht es nicht um Geschmack! Einige haben gute Qualität erzeugt und steuerbegünstigt verkauft. War ein Nebenerwerb zur normalen landwirtschaftlichen Tätigkeit.

Solche Liegenschaften mit Brennrecht werden am A**** der Republik durchaus verkauft. Wenn "Opa Bauer" die Faxen dicke hat, verscherbelt er das Recht samt Wiesen, weil "Enkel Bauer" auf den Kleinkram keinen Bock hat und lieber industriell Hühner züchtet. Landwirte sind heute in der Regel spezialisiert. Aufkaufen solcher Liegenschaften macht Sinn, wenn man schon ein oder zwei Brennrechte besitzt und so die Menge steigern will. Es werden nämlich keine neuen Rechte erteilt.

Stellt sich die Frage, warum jemand so was verkauft? Richtig. Weil es sich nicht lohnt. Jedenfalls nicht nach dem Wegfall des Branntweinmonopols (laaaaange Geschichte). Am 2017 werden Abfindungsbrenner nicht mehr steuerbegünstigt. Daher stehen massenhaft Brennrechte zum Verkauf. Für 50 oder 300l Alkohol im Jahr lohnt sich der Aufwand meist nicht.

Falls du nördlich des Mains oder östlich der Elbe wohnst, kannst Du m.W. keine Brennrechte erwerben. Dort wird nur im Verschluß gebrannt. Dafür brauchst du ein Genehmigung vom Zoll. Das ist das kleinere Problem. Du braucht vor allem eine Menge Kleingeld für die Erstausstattung. Ein Profibrennerei kostet ab 50.000 EUR aufwärts - plus weiterer Ausstattung (Gärtanks, Muser,...). Dann kannst du brennen, so viel du willst. Zahlst aber auch gut doppelt so viel Branntweinsteuer wie der Abfindungsbrenner. Das ist dann ganz sicher kein Hobby mehr sondern ein Geschäft.

Außerdem gibt es für beide Brennarten Unmengen Vorschriften, die einem das Leben vermiesen. Exemplarisch seien hier nur die Namensgebung (z.B. Apfelbrand vs. Apfelwasser, geschützte Bezeichnungen wie "Calvados" und "Grappa"), Etikettengestaltung (Schriftgrößen,..) und Genauigkeit der Alkoholmessung genannt. :-P

Kleiner juristischer Ausflug: Wer kein Brennrecht hat und/oder eine nicht amtlich genehmigte Brennausrüstung besitzt, ist ein "Geheimbrenner" (So wie Deppen auf DMAX). "Schwarzbrenner" haben das Recht, Alkohol herzustellen, bescheißen aber bei der Steuer (z.B. in dem sie unangemeldet brennen, mehr produzieren als das Brennrecht erlaubt, Zucker der Maische zusetzen,..). Kleiner, aber feiner Unterschied.

In diesem Sinne: Prost!

Refraktionator
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