Die Destillation von Schnaps

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RE: Warum Kupfer??
Von: Juergen am 05.08.2004 22:58:14 | Region: RheinMain
Hallo Terras,

da hast Du natürlich Recht, wenn Du sagst, daß ich Kupfersulfat-Pentahydrat zu meinem ersten Destillat hinzugegeben habe. Ich hatte jetzt allerdings nicht erwartet, daß man mir in diesem Hobbybrenner Forum chemisch so genau auf die Finger schaut. Hätte ich Kupfervitriol gesagt, was genau Kupfer(II)sulfat-Pentahydrat bezeichnet, wäre das Mißverständnis wahrscheinlich nicht entstanden. Trotzdem: mit oder ohne Kristallwasser, CuSO4 ist und bleibt Kupfersulfat. Insofern habe ich meinem ersten Destillat schon Kupfersulfat zugesetzt.

Es ist auch richtig wenn Du sagst, daß nichts passiert wenn man eine Lösung von CuSO4 in Wasser kocht. Das gilt aber nur für die Fälle, wenn sonst nichts vorhanden ist. Falls lösliche Schwefelverbindungen in Sulfidform ( nicht als Sulfit- oder Sulfat!) vorliegen, und der ph-Wert neutral bis sauer ist, reagiert das Cu2+ zu Komplexen oder fällt sogar als CuS aus. Die Brühe wird auf jeden Fall schwarz. Das liegt daran, daß es Kupfer, metallisch oder chemisch gebunden, an Elektronen mangelt ( so würde es wohl ein Chemiker ausdrücken). Es sucht sich deshalb immer Reaktionspartner, die ihm diese Elektronen zur Verfügung stellen. Ist nur Wasser vorhanden, versorgt das Sauerstoffatom des Wassers mit seinen Elektronen das Kupfer entsprechend. Das elektrisch positiv geladene Kupfer im wasserfreien Kupfersulfat zieht sich deshalb eine Hülle aus 5 Wassermolekülen, sobald es mit Wasser in Berührung kommt. Schwefel in Sulfidverbindungen kann aber dem elektronensuchenden Kupfer wesentlich mehr an Elektronen bieten, als das der Sauerstoff des Wassers kann. Kommt jetzt ein Schwefelmolekül in die Nähe des mit einer Wasserhülle umgebenen Kupfers, merkt das natürlich das Kupfer, daß da was ankommt, das für seine Bedürfnisse mehr zu bieten hat. Es schmeißt daher das Wasser aus seiner Hülle und geht eine neue Bindung mit dem Schwefel ein. So ähnlich wie wenn ein Mann mit einer leidlich schönen Frau auf eine superattraktive trifft... ( gilt natürlich auch bei ausgetauschten Geschlechterrollen )
Wenn man reines Kupfer, so wie Du vorschlägst, in die Maische geben würde, passiert im Prinzip das gleiche, wie wenn Du chemisch gebundenes Kupfer ( wie z.B. als Kupfersulfat ) in die Maische gibst. Metallisches Kupfer wird dann nämlich erst durch andere in der Maische enthaltenen Substanzen gelöst, die dann wiederum wie Kupfersulfat mit Schwefelverbindungen weiterreagieren, oder reagiert direkt.

Schwefelhaltige Verbindungen in der Maische entstehen während und nach jeder Gärung beim Absterben von Hefezellen, die dann "autolysieren" d.h. so was wie sich selbst verdauen. Eines dieser dabei entstehenden Abbauprodukte ist Schwefelwasserstoff ( H2S ), der jedoch mit dem metallischen Kupfer der Kupferwand der Destille zu Kupfersulfid ( CuS ) reagiert. Das gibt einen richtig schwarzen Belag, den man in häufig benutzten Kupferdestillen auch sehen kann. Dieser Belag fällt entweder von selbst von der Wand wieder ab und wird mit dem Maischennrest weggeschüttet, oder wird durch mechanisches Putzen ( ordentlich Schrubben ) wieder entfernt. Besser ist dann natürlich wenn schon die gesamte Destille aus Kupfer besteht und nicht nur der Kühler, da dann die entsprechenden Reaktionen schon in dem Vorlagebehälter ablaufen, und nicht erst im Kühler. Oder eben das Kupfer in die Maische als Kupfersalze zugeben, so wie ich es gemacht habe. Wird der entstandene Schwefelwasserstoff nicht gebunden, kann er mit dem Alkohol zu weiteren überriechenden Substanzen ( Thiole, Thioacetale, Mercaptane,... ) weiterreagieren. Die Selbstzersetzung der Hefe, die die schwefelhaltigen Substanzen produzieren ist bei älteren Maischen oder bei "Gärfehlern" natürlich stärker ausgeprägt, als bei "sauber" vergorenen Rohstoffen. Geringe Mengen entstehen aber immer, vollständig unterdrückt werden kann sie nicht.

Eisen ( als Stahl ) reagiert mit Sulfidverbindungen nicht wie Kupfer. Es hat sich wahrscheinlich deshalb als Material für Destillen nicht durchgesetzt, obwohl es viel billiger ist.

Der zweite Hauptgrund, weshalb Kupfer als Destillenmaterial gerne verwendet wird, und den ich leider in meiner ersten Antwort vergessen habe zu erwähnen, ist die gute Wärmeleitfähigkeit. Eine Kupferdestille lässt sich viel besser heizen als eine Destille aus jedem anderen Material, außer Silber. Destillen aus Silber würden auch die Schwefelverbindungen noch besser als das Kupfer zurückhalten. Silber ist aber nun mal viel teurer als Kupfer.
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